St. Blasien - Konzept Zugänglichkeit der Alb, im Zuge der Albtalstraßensanierung

Die Stadt St. Blasien liegt einzigartig im Tal bzw. der Schlucht der Alb im Naturpark Südschwarzwald. Besonderes Charaktermerkmal und mitverantwortlich für den Charme des Stadtbilds ist die Klosteranlage mit dem Dom St. Blasius. Der Dom und seine Umgebung sind nicht nur kultureller Anziehungspunkt, sondern auch Treffpunkt für Stadtbewohner und Touristen. Gleichwohl St. Blasien über ein offenes Fließgewässer verfügt, so ist es im täglichen Geschehen viel zu selten erlebbar. Ohne Konzept und Gestaltung fließt die Alb weitestgehend unbeachtet und trist durch die Stadt. Entscheidend ist somit die Öffnung des im Stadtbild verloren gegangenen Bachlaufs der Alb. Diese ermöglicht außergewöhnliche städtebaulich-freiraumplanerische Perspektiven für die Innenstadt St. Blasiens.

Ziel der weiterführenden Entwurfs- und Gestaltungsideen ist es, die Alb im Stadtbild wieder sicht- und erfahrbar und das Element Wasser aufs Neue erlebbar zu machen. Attraktive Promenier- und Aufenthaltsräume sollen entstehen und die Gestaltung lässt St. Blasien förmlich mit dem Element Wasser „zusammenwachsen“. Die Realisierung des Gesamtkonzepts der Zugänglichkeit der Alb im Bereich des Stadtzentrums soll in zwei Vorhaben aufgeteilt werden. Zunächst soll nächstes Jahr der Teil unterhalb der Dombrücke im Zuge der Albtalstraßensanierungsmaßnahme mit realisiert werden, zusammen mit den Lenkbuhnen; und ein bis zwei Jahre später der Zugang am Domplatz, der das Konzept vervollständigt und abrundet. Die Kosten des ersten Vorhabens belaufen sich auf etwa 95.000€. Nach ersten Vorgesprächen ist es durchaus denkbar, dass sich Private und Geschäftsleute als Investoren mit beteiligen. So unterstützen die ortsansässige Sparkasse, die Radon revital Bad GmbH, die sich sehr intensiv mit dem Thema Wasser befasst, und das Planungsbüro Hardy Gutmann GmbH das Vorhaben bereits und es werden weitere Sponsoren erwartet.

Gestaltungskonzept

Planerischer Ausgangspunkt ist das Gegenüber von Landschafts- und Stadtraum. Der so genannte Landschaftsraum wird bis an die östliche Kante des Doms herangeholt und von baulichen Raumkanten des Wehrs gefasst. Das Wehr markiert den Übergang zum linear ausgebildeten Kanal.

Im Stadtraum wird mit schweren und massiven Materialien gearbeitet: von Naturstein bis zu Stahlbetonkonstruktionen, im Landschaftraum mit geringen, "leichten" Eingriffen. Das Gesamtkonzept umfasst einen breiten, massiven Treppenabgang am Domplatz mit direktem Zugang zur Alb und kleiner Flaniermöglichkeit am Wasser. Mit dem Gesamtkonzept sollen die verborgenen Potentiale der Alb geweckt werden. Durch die Aufteilung der Alb in einerseits städtisch-architektonisch und andererseits in „grüne Natur“, soll jeder Teil in sich charakterstark ausgebildet werden. Das kontrastreiche Gegenüber verstärkt sich gegenseitig und formt die neue Identität. Während der stätische Bereich der Wasserkultur durch Terrassen und lebhafte Aktivitäten geprägt wird, kann sich der grüne Bereich als Naturidyll und verwunschene Ruheinsel entwickeln. Es wird eine enge Verknüpfung mit dem Straßenraum und den umliegenden (Frei-) Räumen geben, bei der die sich öffnende Gestaltung ablesbar wird. Zwischen schwer und leicht, natürlich und architektonisch liegt der Kontrast der Gesamtgestaltung. Dabei sind zwei Varianten bzw. Konzepte entstanden, die sich in der unterschiedlichen Realisierung der Zugänge zur Alb und deren Gestaltung wiederspiegeln.

Städtischer Bereich - Stadtraum


Der städtische Bereich wird von der Flanierpromenade direkt am Wasser dominiert. Flussabwärts, unterhalb der Brücke, entstehen dreieckige zum Dom gerichtete abgesetzte Balkone an der massiven Ufermauer. Sie ermöglichen auf der gegenüberliegenden Albseite an der Albtalstraße einen direkten Blick auf den Dom und attraktiven Rückzugsraum in Wasser nähe. Deren Realisierung in Stahlbeton zeigt die architektonische Seite der Gestaltung. Überall kann spielerisch Wasserkultur erlebt werden: Wasser fördern und pumpen, Wasser stauen und speichern, Wasser leiten und fließen lassen sind die Kernthemen des Wassermodells. Die großzügig angelegten Sitzstufen am Dom laden zum Beobachten der Spielaktivitäten oder zum Betrachten der gegenüberliegenden Einkaufsstraße ein. Der zentrale Teil der Treppe wird einerseits durch eine Bastion mit Baumdach und andererseits durch die geneigte Rampe flankiert.

Natürlicher Bereich - Landschaftsraum


Dieser ist ein Ort und Raum der Naturentdeckungen: Das natürliche Ambiente wird durch eine Minimalinfrastruktur erschlossen und erlebbar gemacht. Es bietet Besuchern einen Vorgeschmack auf die Landschaft des Albtals und des Naturparks Südschwarzwald. Hier erlebt man eine weitgehend sich selbst überlassene Sukzessionsdynamik der Vegetation. Die Regen- bzw. Oberflächenwasseraufbereitung wird durch die Verwendung von Quelltöpfen integrativ gestaltet. Unterhalb des Wehres gelangt man im ersten Konzept durch Wendeltreppen, im zweiten Konzept über Treppenstufen direkt ans Wasser. Leicht wirkende Inseln, die umspült von der Alb treibend wirken, ziehen die Blicke auf sich. In Konzept 2 gibt es zusätzlich großzügige Rasenstufen hinab zur Alb und einen Aussichtssteg. Eine einfache Tretstelle am Rand rundet das Erlebnis ab. Die Ufergestaltung, z.B. mit mehreren Sprechröhren, ermöglicht es den Betrachtern, die Aufmerksamkeit für das Element Wasser wiederzufinden.

Überarbeiteter Entwurf Zugänglichkeit der Alb

Das Konzept wurde vollständig überarbeitet und mit Rücksprache der einzelnen Fachbehörden (Landratsamt Waldshut RPF Staatlichefischereiaufsicht wie ausgearbeitet, wobei die Ausleitungsstrecke von den Maßnahmen ausgenommen wurde. In diesem Bereich soll es lediglich eine Aussichtsplattform (Holzdeck) über der Alb geben. Die Aufweitung im Bereich des Wehres orientiert sich an den Vorgaben der Fischereiaufsicht und der Zugang ins Gewässer (Kneippanlage) daraufhin in den Bereich oberhalb der Stauwurzel gelegt. Nach Auskunft von Anliegern wird das Wehr im Sommer von Jugendlichen schon als Sonnenterrasse genutzt, weshalb in der Aufweitung (Schnitt C und D) der Zugang mittels Geländer verhindert/erschwert werden soll, sodass man nur im Bereich B (Wasserspiel/Kneippanlage) gezielt tatsächlich ans/ins Gewässer gelangt.

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Im 2. Teilbereich wird entsprechend den Vorgaben der Fachbehörden die Alb ökologisch aufgewertet, die naturnahe Aufweitung und Zugang zur Alb im Bereich der Steinenbächlemündung und Einbringen von flachen Strömungslenkern und Vorschüttungen zu Verbesserung der Gewässerstruktur. Durch die Änderungen der Zugänglichkeit und das Setzen eines zusätzlichen Schwerpunktes auf die Gewässerökologie wird das Projekt in dieser Ausgestaltung als sehr ausgewogen in allen Belangen (Ökologie, Nutzungsarten).

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Der Entwurf

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Der Entwurf ist mit seiner Form und den eingesetzten Materialien bewusst modern gestaltet, denn hier wird kein „historischer“ anmutender Abgang geschaffen werden. Dies würde ein falsches Bild vermitteln, da dieser nicht historisch ist. Die Form ist abgeleitet und lehnt sich nur am historischen Bestand an, an den Rundungen bzw. an der gebogenen Formsprache vom Dom selbst, der grünen Brücke und der Fließdynamik des Flusses. Die Kombination mit geraden Elementen passt ebenso zu den teils strengen Linien der Domanlage. Der Entwurf lehnt sich am Bestand an und verbindet Modernes mit Historischem. Auf Extravaganz zu verzichten und gemäß den räumlichen und funktionalen Gegebenheiten die landschaftsarchitektonischen Elemente so anzuordnen, dass sie auch langfristig nicht in Frage gestellt werden, ist der wirksamste Ansatz, Kriterien nachhaltigen Bauens und Gestaltens zu erfüllen.

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Bauweise (Anmerkung zum Modell: Im Modell ist die gewählte Materialstäke etwas ungünstig bzw. wirkt schwerer als es realisiert sein wird; dies ist der Konstruktion des Modells geschuldet.) Eine solide Materialqualität und Bauweise steht im Vordergrund, um das Projekt dauerhaft, ohne großen Wartungsaufwand in einem guten Zustand zu halten. Behutsam wird mit geringen Einschnitten in die Bestandsmauer eingegriffen, und zwar mit einer leichten Abtreppung mit drei Sitzstufen ohne direkten Zugang zum Wasser. Eine vorgesetzte Abtreppung direkt an der Mauer ist wegen des Hochwasserschutzes (ansonsten Verringerung des Albquerschnitts) nicht möglich. Die gewählte Betonbauweise ist schlicht ,einheitlich und filigran. Die Sitzstufen wirken, als sei der bestehende Betondeckkranz zu einzelnen Sitzstufen aufgeschoben worden und fügt sich dadurch ideal in den Bestand ein. Insgesamt wirkt die Gestaltung, als fließe das neue Element in die Alb und lehnt sich an der historischen Mauer an. Die Verwendung von Beton mit Schattenfugen wirkt leichter (nur "aufeinander gelegt") als mit Naturstein, der deutlich unruhiger aussieht und der Gestaltung die Leichtigkeit nimmt. Natursteinblöcke werden aneinander gesetzt und sind mit ihren Fugen anfällig z.B. bei Hochwasser (Unterspülung). Eine gänzliche "leichte" Bauweise ist wiederum nicht möglich, da diese zu schnell bei einem Hochwasser mitgerissen werden könnte. Alle Geländer sind nur gesteckt, sodass man bei höherem Wasserstand das Geländer des Tretbeckens herausziehen und als Absperrung des unteren Bereichs um 90° gedreht wieder einstecken kann. Das Konzept vereint eine flexible Oberkonstruktion (Geländer) mit einer stabilen Unterkonstruktion (Beton), die auch Hochwasser standhält.

Uebersichtlageplan

Konzept

 

Entwurf

 

Konzept 1.1

StB Studie Zugang Alb

 pdfStB_140408_Grundriss_Zugaenglichkeit_Alb.pdf642.81 KB